Sonntag, 31. Juli 2011

Mein Leben nach 20 Jahren Abstinenz.


Es ist schon eine Zeit her, dass ich meiner Abstinenz zum Alkohol und mittlerweile auch dem Nikotin treu geblieben bin. Eine Zeit, welche nicht so einfach vorüber gezogen ist. Ich habe Höhen und Tiefen erlebt.


 
Nun, mein Leben ohne Alkohol ist viel besser geworden. Heute sehe ich auch, wie schwer es war, so weit zu kommen. Am besten konnte ich meine Stabilität beweisen, wenn ich zu Geburtstagen oder anderen Feierlichkeiten(z.Bsp). Silvester) war, wo eben Alkohol floss. Ich habe es geschafft, NEIN zu sagen. Das fand ich als bestes Antimittel gegen Alk. Es klappt auch immer. Gut, es gibt Möglichkeiten, anderes auszuprobieren. Viele Wege führen nach Rom, heißt es doch so schön. Meinen Weg bin ich gegangen. Über kleine und große "Stolpersteine" - über Wege, welche mich irreführen sollten. Manchen Ärger aber auch manche Tränen habe ich ohne Alkohol bewältigt und überstanden. Wie weit es so gehen wird weiß ich nicht, aber ich hoffe, dass es noch sehr weit sein wird. Außerdem bin ich jährlich(jeden 2. Samstag im September) zum "Ehemaligentreffen" nach Bad Liebenwerda gefahren, wo ich die Entziehungskur gemacht hatte. Das hat mich immer mehr aufgebaut, dem Alkohol fern zu bleiben. Die ersten Treffen waren noch mit anderen Patienten aus meiner damaligen Gruppe. Doch von Jahr zu Jahr wurde es weniger. Mit der Zeit erfuhr ich, das viele rükfaellig geworden sind - auch nicht mehr unter uns weilen. Schade, dass es soweit kommen musste. Hofft man doch, dass solch eine Entziehungskur jedem hilft, nicht rückfällig zu werden. Leider trifft der Satz: "Sag niemals nie" zu. Auch bei mir kann es wieder auftreten, dem Alkohol gefügig zu werden. Es liegt ganz allein an jedem selbst, wie man das weitere Leben gestaltet. Ich möchte - ich will L E B E N.

Bei Nikotin ist noch nicht all zu lange her, als ich die "Letzte" geraucht hatte. Jedenfalls nicht so lange wie der letzte Tropfen Alkohol getrunken wurde. Das war ein anderer Entzug. Viele sagen, das Alkohol- Entzug schwerer ist. Ich kann dem nicht ganz zustimmen - möchte aber behaupten, dass der Entzug vom Nikotin schwerer war. Bei der Alkohol- Entgiftung im Krankenhaus bekommt man die Kapseln und ich hatte - so zu sagen - keinen Durst auf Alk. Die Entgiftung vom Nikotin habe ich alleine gemacht - ohne Hilfsmittel (Nikotinpflaster, Zyban und ähnl.) und da kam schon mancher Gedanke an die griffbereite Zigarette auf, weiterhin zu rauchen. Ich habe die Zigarette liegen lassen, ich wollte nicht mehr. Immerhin habe ich die letzte Zigarette spontan im Ascher ausgedrückt. Da man aber noch in meiner Nähe rauchte, war ich immer konfrontiert, die Gedanken spielen zu lassen. Ja oder Nein. Wer hier liest, weiß, dass ich N E I N sage und es auch weiterhin tun werde. Einen Zug an solch einem "Glimmstängel" konnte ich mir aber zwischendurch nicht "verkneifen" - doch diesen habe ich schon 1000x bereut. Schon der Gedanke daran, wo ich hier schreibe, bringt in mir ein Gefühl auf, mich übergeben zu müssen. Drei Tage habe ich mich gequält damit, den Geschmack und die Gedanken daran los zu werden.

Ich möchte allen empfehlen, den Alkohol- und Nikotinkonsum eingeschränkt zu gebrauchen. Wie viele sagen sich, mir kann das nicht passieren. Es geht jedoch viel schneller, als man es selbst glauben will. Alkohol und Nikotin sind die dicksten Freunde. Davon weiß ich zu berichten, denn das war mir auch passiert. Erst nach der zweiten Alk- Entgiftung bin ich da, wo ich nun bin. Nikotin ist bei vielen ebenso ein Problem, davon weg zu kommen. Nicht jeder hat solch ein Glück, spontan die Zigarette auszudrucken - einfach so, als wäre es die Einzige im Leben gewesen. Ich wünsche allen das Beste.
Mach was aus dem Leben - aber mach das Richtige!

Mein Leben mit Alkohol

Manchen Tag beginne ich in meinem Leben zu suchen, wo es eigentlich mit dem Alkohol angefangen hat. Die Frage kommt immer wieder. Wann habe ich begonnen zu "saufen"? Wie bin ich dazu gekommen? Hat man mich dazu verleidet? Waren es die falschen Freunde, der gesamte Umgang während der Lehrzeit? Oder war es später?

Meine damalige Freundin Magitta hat mir mit wenigen Worten schon helfen wollen, dass ich Alkohol meide. Sie machte sich Gedanken um mich und den Alkohol - sie wollte verhindern, dass ich einmal trinke. Diese Gedanken waren auch von ihr berechtigt. Wie sollte sie es erfahren, wenn uns etwa 70 Kilometer trennten? Wenn ich ihr jedoch sagte, dass ich etwas getrunken hatte, durfte ich mir einen Satz anhören: " Ich will keinen Trinker"! Waren das schon Vorzeichen, ein Omen, dass ich einmal zur Flasche greife? Hatte sie solche Gedanken? Eigentlich nicht, denn wir beide waren noch zu jung um solche Gedanken an Alkohol zu haben. Verstehen konnte ich sie sehr gut, dass sie sich Gedanken um uns machte. "Ich will keinen Trinker", "Ich will nicht, dass Du trinkst" und wie man diese Worte noch formulieren kann, hörte ich viele Mal von Magitta. Mit Recht? Damals verstand ich den Sinn - aber nicht die Bedeutung und die Auswirkung auf das weitere Leben. Ich sollte die Finger vom Alkohol lassen.
Die Freunde, mit denen ich oftmals zum Tanz war, sind auch nicht mehr da. Ich hatte Abstand von ihnen genommen, denn Freunde und Freunde sind zweierlei und mit jenen konnte es nur noch schlimmer werden. Wie kam es also, dass ich doch dem Alkohol verfiel? Hatte ich nicht auch alkoholfreie Zeiten? Die Gedanken an die PKW- Fahrerlaubnis - waren es nicht unsere Wünsche? Manchmal überlegte ich, dass es besser für mich wäre. Wiederum schlug ich aber alles in den Wind. Ich konnte nur eins haben. Entweder die Fahrerlaubnis oder den Alkohol. Beides zusammen verträgt sich schlecht. Warum habe ich mich für den Alkohol entschieden?
Ich weiß, dass war doch nicht meine Art! Ich wollte meist gleich alles richtig machen, wie mit dem Alkohol. Da war alles ok und der Tag ging prima, nur manche Nacht - oh, war das schlimm. Der nächste Tag war noch schlimmer, dass der Schädel brummte und die Laune auf Null ist. Es war ja nur der Bierrausch und ein, zwei Schnäpslein, oder mehr? Das weiß ich heute nicht mehr. Aber eins war mir klar, ich musste von dem Zeug weg - egal wie - aber weg.
Klar, ist doch einfach. Flasche austrinken, Leergut wegbringen - geht doch! Endlich trinke ich nur noch Alkoholfreie Getränke. Wie lange ich das durch gehalten habe, ist nicht der Rede wert. Meist schon ein paar Stunden, aber dann kam wieder was zum feiern oder ein Kumpel und die Sache war wieder komplett. Alkohol, Alkohol und nochmals Alkohol stand wieder auf der Tagesordnung bis - - ich hatte keine Lust mehr und trank wieder Limonade. Der eklige Nachgeschmack vom Bier am anderen Tag - was erzähle ich das. Weiß doch fast jeder, wie das so ist.
Armeezeit, was war ich da zu spät in der Kaserne! Nie wollte die Kneipe mitgehen und der Weg war soweit! Wenn ich mal im Ausgang zu Hause war, ging alles gut. Eine Flasche Bier schon, aber dann nichts mehr. Wiederum habe ich das anderweitig nachgeholt. Zum Beispiel war ich zum Polterabend bei... nein, keinen Namen, und trank ganz schön. Dafür bekam ich aber ein paar Worte zu hören, welche ich schon kannte. Dieses Mal aber im straffen Ton! "Ich will keinen Trinker!". Ich hatte es mir vorgenommen und versprochen, nie wieder so zu trinken. Nur ein Bier, sonst nichts! Da ich aber noch Soldat war, war das im nächsten Ausgang schon wieder vergessen. Viele mal bin ich mit anderen in die Kneipe, um die Armee für kurze Zeit zu vergessen. Jedes Mal, wenn ich im Rausch war, vergaß ich alles um mich. Vergessen war, was ich versprochen hatte. Vergessen war, was ich nicht sollte.
Alkohol ist doch eine verrückte Sache, die man erst begreift, wenn es zu spät ist. Manche meinen, dass es schon schön ist, einen "kleinen Affen" zu haben. Trotzdem würde ich jedem davon abraten. Warum? Schon kleine Mengen haben viele in den Alkoholismus getrieben. Auch dann, wenn sie es nicht wollten. Ich hatte immer wieder eins gewollt, weg vom Alk. Es ist mir nicht gelungen. Und wenn doch, war es nicht lange. Wenn es auch nur eine Flasche war, aber ich trank Alkohol und diese Flasche war schon zu viel. Manche guten Vorsätze habe ich in den Wind geschlagen. Wie oft habe ich mir gesagt: "Ab 1.1... trinkst Du nichts mehr", "Nach der Feier höre ich auf mit dem Alkohol", "Morgen wird nicht mehr getrunken". Geht nicht! Das Zittern ist erst nach der nächsten Flasche Bier oder dem Glas Schnaps am abklingen, aber nicht weg. Dann braucht der Körper erst wieder die richtige Menge, damit dann die ruhige Hand da ist. Das sind die ersten Anzeichen für eine Behandlung. Ich kenne es sehr gut und ich weiß, wie ich mich verhalten habe. Schnell kommt der nächste Geburtstag oder ein anderer "Feiertag", wo wieder zugeprostet wird und noch mal und wieder.
Nie hatte ich glauben wollen, dass ich mal so tief falle. "Nein, ich bin kein Trinker!" dachte ich und musste das Gegenteil feststellen. Mein Problem bestand eigentlich nicht so im Offiziellen, denn mein Bier trank ich zu Hause.
Die Zeit
des Entzuges im Krankenhaus werde ich nicht noch einmal erzählen, denn das habe ich schon erwähnt. Die Ereignisse jedoch vergesse ich nie, zumal schon der Gedanke an den Satz "Ich will keinen Trinker" alles sagt. Ich habe viel durchmachen müssen, Erinnerungen wach gerüttelt und das gefunden, wie ich vom Alkohol weg komme - dass war schon die Mühe wert. Jetzt habe ich das wieder, was ich ein viertel Jahrhundert nicht mehr kannte. Das, was mir Magitta ins Gewissen reden und ich nicht begreifen wollte. Das, womit sie es immer gut meinte und mahnte. Das, wo ich heute weiß, ein besseres, gesünderes Leben führen zu können. Ich weiß auch, dass man aus Fehlern lernt. Dafür aber ist es manchmal zu spät. Reue ist zermürbend und geht ans Gemüt, doch wer nicht hören will, muss fühlen. Meine Gedanken an die Vergangenheit und die Zeit mit Alkohol ist nicht miteinander zu vergleichen. Es sind zwei Dinge, welche gegeneinander stehen. Niemand soll behaupten, ich würde beides vereinen, nur weil es hier so geschrieben steht. Nein, das Problem Alkohol ist ganz allein meine Sache, wobei die andere Seite mir nur helfen wollte.
Ich bin stolz auf diese Worte, welche mir seit dem 21.01.1994 geholfen hat, meine Trockenheit zu behalten. Seit diesem Zeitpunkt trinke ich keinen Tropfen Alkohol mehr, war zur Entziehungskur in Bad Liebenwerda, wo ich jährlich im September zum Ehemaligentreffen dabei bin. Doch auch kleine Erinnerungen kommen auf, welche mir erst recht helfen, meinen Willen zur Trockenheit durchzusetzen. Das ist ein Grund mehr, immer und immer wieder an die Worte von damals zu glauben.


Nicht alles ist vergänglich - die Wahrheit bleibt.