Mittwoch, 30. November 2011

Informationen zur Alkoholsucht.

"Alkoholsucht? Das kann doch mir nicht passieren. Ich brauche Alkohol nicht und kann jederzeit wieder aufhören", so mögen Sie vielleicht auch denken. Tatsache ist: etwa zehn Prozent der Bundesbürger haben einen riskanten Alkoholkonsum und rund 3 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.

Der Weg in den Alkoholismus verläuft meist in 3 Schritten:

1. Schritt: Wir haben Langeweile, Schmerzen, fühlen uns deprimiert, ängstlich, unsicher oder sind angespannt und trinken Alkohol, um diese Probleme zu vergessen. Vielfach sind unsere Eltern oder unser Freundeskreis für uns Vorbilder oder ermuntern uns sogar dazu, es doch einmal mit Alkohol zu probieren. Auch die Werbung suggeriert uns, dass wir uns mit einem Gläschen Sekt gleich wohler fühlen werden, und außerdem zur Gruppe derjenigen gehören, die "in" sind und etwas von Genuss verstehen. Es ist also nicht verwunderlich, dass es uns in den Sinn kommt, ein Gläschen zu trinken, um lockerer zu werden und uns besser zu fühlen. Und wir werden dafür belohnt: die Schmerzen lassen nach, Anspannung und Unsicherheit lösen sich in Luft auf oder schwächen sich ab.

2. Schritt: Psychische Abhängigkeit: Wir greifen immer häufiger und schneller zum Alkohol als Problemlöser. Auch unsere Umwelt belohnt uns zunächst dafür, dass wir beim Trinken mithalten. Es zählt derjenige, der am meisten verträgt. Irgendwann schließlich kommen wir gar nicht mehr auf die Idee, unsere Probleme ohne Alkohol anzugehen. Wir greifen automatisch zum Alkohol. Es ist sehr einfach, sich mit Suchtmitteln zur Entspannung zu verhelfen, seine Hemmungen abzubauen und quälende Sorgen zu vertreiben.

3. Schritt: Körperliche Abhängigkeit: Schließlich gewöhnt sich unser Körper so stark an das Suchtmittel, dass wir körperlich abhängig werden. Er betrachtet das Suchtmittel als körpereigene Substanz und meldet, wenn sich zu wenig von dieser Substanz im Körper befindet. Dies äußert sich dann durch Entzugserscheinungen wie etwa einem intensiven Verlangen nach Alkohol, innerer Unruhe, Zittern, Angstgefühlen und Schweißausbrüchen. Wir fühlen uns erst dann leistungsfähig, wenn wir einen genügend hohen Alkoholspiegel haben.

Wir werden also zunächst erst psychisch abhängig, d.h. glauben, ohne das Suchtmittel unsere Probleme nicht lösen zu können. Dann folgt die körperliche Abhängigkeit. Wenn wir körperlich abhängig sind, trinken wir aus Angst vor den Entzugserscheinungen und um zu verhindern, dass andere merken, "wie weit wir heruntergekommen sind."

Ist die körperliche Abhängigkeit erst einmal entstanden, gibt es keinen Weg mehr zurück zu einem gemäßigten, kontrollierten Trinken. Ob und wann wir körperlich abhängig werden, kann niemand vorhersagen.

Woran erkennt man eine Alkoholsucht?

Die psychische Abhängigkeit ist dann vorhanden, wenn wir glauben, nur noch durch den Alkohol Erleichterung zu bekommen bzw. eine bestimmte Situation nur mit Alkohol aushalten zu können. Es geht nicht mehr um das Genießen eines Gläschen Weins in geselliger Runde, sondern wir trinken wegen der Wirkung auf unseren Körper. Wir trinken so lange, bis wir uns benommen fühlen und locker sind.

Da der Körper sich an den Alkohol gewöhnt, brauchen wir immer größere Mengen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Die Tatsache, dass wir viel vertragen, ist also in Wirklichkeit kein Grund, stolz zu sein, sondern eher ein Alarmzeichen, dass wir auf den Weg zur Sucht sind.

Weitere Alarmsignale für eine Alkoholsucht sind u.a.:
wenn wir ein Versteck mit alkoholischen Getränken anlegen
wenn wir im Büro auf unser Alkoholverhalten angesprochen werden
wenn wir Schuldgefühle nach dem Konsum von Alkohol empfinden
wenn wir nach dem Trinken Gedächtnislücken haben
wenn wir den Eindruck haben, nach dem ersten Glas einfach nicht aufhören zu können
wenn wir morgens zittern und dies nach Alkoholkonsum besser wird
wenn wir täglich trinken.

Nach medizinischen Untersuchungen sind männliche Erwachsene gefährdet, wenn sie täglich mehr als 40 bis 50 g reinen Alkohol ( etwa 2-3 Flaschen Bier oder einen halben Liter Wein oder 4-5 Schnäpse) trinken, und Frauen, wenn sie mehr als 20g Alkohol trinken.
Regelmäßiger auch geringer Alkoholkonsum kann zu erheblichen körperlichen Schädigungen führen: Bluthochdruck, Krebs der Mundhöhle, Leberschäden, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und der Magenschleimhaut, Potenzschwierigkeiten, Übergewicht.

Was tun, wenn man gefährdet oder bereits alkoholkrank ist?

Viele Menschen versuchen sich selbst zu beruhigen, dass sie jederzeit aufhören könnten und ihr Trinkverhalten ganz normal sei. Sie haben Angst davor, sich eingestehen zu müssen, "zu den Alkis oder Tippelbrüdern zu gehören". Auch die Angehörigen versuchen meist, nach außen hin das Suchtproblem des Partners zu verbergen und herunterzuspielen.
Es ist jedoch keine Schande, ein Alkoholproblem zu haben. Wichtig ist, dass man etwas dagegen unternimmt. Es gibt verschiedene Selbsthilfeorganisationen wie etwa die Anonymen Alkoholiker (AA), der Dt. Guttempler-Orden, der Kreuzbund oder das Blaue Kreuz, an die Sie sich wenden können. Im Telefonbuch finden sich auch die Telefonnummern von Suchtberatungsstellen. Auch der Arzt wird Ihnen weiterhelfen, wenn Sie sich ihm anvertrauen. Sie stehen nicht allein mit Ihrem Problem.
Quelle: http://www.palverlag.de/Alkoholsucht-Alkoholismus.html

Mittwoch, 23. November 2011

Was ist ein Rückfall?

Patienten und Angehörige, auch Therapeuten scheuen davor, sich mit dem Rückfall zu befassen und die in der Therapie erreichten Veränderungen auf ihre Standhaftigkeit zu überprüfen. Ganz langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine Therapie nur Sinn hat, wenn man der Möglichkeit eines Rückfalls realistisch ins Auge sieht. Dabei aber eine gezielte Maßnahme zur Verhütung von Rückfällen entwickelt und ausgiebig trainiert.
Die meisten Angehörigen von abstinent lebenden Alkoholabhängigen haben Angst, von einem plötzlichen Rückfall überrascht zu werden. Viele Male sind sie in der Vergangenheit enttäuscht worden, als dass sie an dauerhafte Abstinenz glauben konnten. Viele werden auch nach einer Langzeitabstinenz automatisch unruhig, wenn ihr Partner sich wie früher verhält, Trinkkumpels besucht oder dergleichen tut. Daher möchten viele Angehörige dass Thema Rückfall gar nicht anfassen, um "die alte Gewohnheit" nicht zu wecken.
Dazu ist die Einstellung der Betroffenen hiervon sehr unterschiedlich. Manche sind verbittert, weil man ihnen trotz der langen Abstinenz noch nicht voll vertraut. Es gibt viele Betroffene, die sich hierbei überschätzen. Weil sie während der Therapie ohne Schwierigkeiten trocken bleiben, gehen sie davon aus, dass es immer so bleibt. Doch wollen sie sich auch mit den verschiedenen Rückfallrisiken auseinandersetzen. Viele trauen sich nicht darüber zu sprechen, weil sie Angst haben, sie könnten rückfällig werden und ihre Umwelt noch mehr misstrauischer zu machen. Wieder andere nehmen es sich gar nicht erst richtig vor, trocken zu bleiben, da sie bei einem Rückfall nicht zu sehr enttäuscht sind. Diese gehen nach dem Motto "Das habe ich doch geahnt".
Gemeinsam haben aber die Abhängigen und deren Angehörige keine rechte Vorstellung davon, was sie zur Vermeidung eines Rückfalls eigentlich unternehmen können. Darum kommt der Glaube, die Therapie wird schon helfen. Jedoch muss der Patient wollen, dann wird er schon nicht trinken. Zwei "häufigste Erklärungen" eines Rückfalls drücken diese Hilflosigkeit aus:

- "Ich weiß nicht, wie es kam. Ich habe einfach wieder angefangen zu trinken."
- "Bei diesem Problem war es kein Wunder, dass ich wieder angefangen habe."

Die beiden Fälle zeigen, dass der Rückfall als unvermeidbar hingestellt wird und man eben keine Einflussmöglichkeiten hatte. Diese Erklärungen taugen aber nur kurzfristig zur Entlastung von Schuldgefühlen. Langfristig würde das bedeuten, dass man immer mit einem Rückfall rechnen muss, weil es keinen Schutz hierfür gibt. Zum Glück weiß man aber viel mehr über die Entstehung und über die Verhütung von Rückfällen. Zunächst soll das schrittweise Zustandekommen eines Rückfalls erläutert, dann die Möglichkeiten erklärt werden, wie man das Risiko eines Rückfalls verringern kann.


Was ist "Rückfall"?
Es entstehen nicht selten Verwirrungen, was man überhaupt unter einem Rückfall verstehen soll. Viele meinen von einem Rückfall, dass der Betroffene wieder in seinem Element ist, in sein altes Trinkverhalten zurückgefallen ist. Gelegentliches Trinken zählt dann nicht unter das Motto: "Das ist doch kontrolliert". Andere denken bei einer Schnapspraline wieder an Rückfall und dem Motto: "Ein Tropfen Alkohol und Du bist wieder drin".

>>"Ich hatte auch versehentlich eine Schnapspraline genommen, gegessen und verdaut. Ich meine, dass es nur auf den Willen jedes einzelnen ankommt, um abstinent zu bleiben und diese einzelne, unfreiwillige Schnapspraline macht nicht das Problem."<<

Zur Klärung wird an dieser Stelle betont:
Ein Rückfall ist das bewusste Einnehmen von Alkohol in jeglicher Form nach der Zeit der Trockenheit.

Die Schwere und der Verlauf eines Rückfalls ist jedoch sehr unterschiedlich:

- Der Betroffene fängt sofort wieder nach dem ersten Schluck an, Alkohol in größeren Mengen zu sich zu nehmen.
- Es gelingt auch manchmal, nur mit wenig Alkohol durch allmähliche Steigerung im alten Trinkverhalten zu landen. Dabei spricht man von einem schleichenden Rückfall.
- Betroffene berichten manchmal auch vom einmaligen Ausrutscher, in einer Versuchssituation Alkohol getrunken zu haben, wo es dann für längere Zeit der einzige Vorfall gewesen ist.

Die kritischen drei Monate und das verflixte erste Jahr.

Es wird gesagt, dass das Rückfallrisiko mit zunehmender Abstinenzdauer steigt, weil Betroffene langsam übermütig werden und die Erinnerungen an die Zeit des Trinkens verblassen. In ähnlicher Weise befürchtet man, dass die Therapieeindrücke wie bei einem Farbanstrich langsam verblassen könnten. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben aber in Wirklichkeit bei vielen Rückfallbetroffenen das Gegenteil: umso länger die Person trocken bleibt, umso geringer ist die Möglichkeit eines Rückfalls. Die ersten drei Monate nach einer Therapiebehandlung besitzen die größten Rückfallrisiken. Auch relativ viele Rückfälle gibt es im ersten Jahr, wobei danach die Rückfallrisiken seltener werden. Je länger man also trocken bleibt, desto größer ist die Chance, immer trocken zu bleiben.

Realität - Risikosituationen

Eigenschaften oder Lebensumstände einer Person sind entscheidend, ob jemand rückfällig wird oder nicht. Man hat Personen, welche erfolgreich trocken lebten, mit solchen, welche nach einer Behandlung Rückfälliger verglichen. Die Ergebnisse waren sehr widersprüchlich. Daraus lassen sich keine guten Schlüsse ableiten, wer ein hohes und wer eher ein niedriges Rückfallrisiko besitzt. Es werden offenbar die Ereignisse nach der Entlassung aus einer Behandlung entscheidend sein. Die Frage, wer wird rückfällig, wer nicht, ist sinnvoller gefragt, wer stärker Rückfallgefährtet ist und wer nicht. Es zeigt sich, welche schwere Schicksalsschläge da sind, die zu einem Rückfall führen können. In Ausnahmesituationen sind viele Betroffene auf der Hut, um sich zu beweisen, dass sie es auch "ohne" schaffen. Viele ganz alltägliche Situationen, die bereits problemlos bewältigt wurden, werden plötzlich zu Rückfallsituationen, ohne dass es den Betroffenen vorher schlecht erging. Ein ganz normaler Tag kann den "Anfang" bringen.

Doch fällt so ein Rückfall nicht einfach vom Himmel.

Mittlerweile konnte man eine Reihe typischer Rückfallrisiken identifizieren und erwiesen sich. Allein 60% aller Rückfälle ereignen sich in dieser Situation:
- unangenehme Gefühlssituationen (Langeweile, Einsamkeit, Angst, Depressionen)
- Ärger und Konfliktsituationen (am Arbeitsplatz, Familie)

Die übrigen 40% ereignen sich in diesen Situationen:

- angenehme Situationen (Erfolgserlebnisse Verliebtheit)
- körperliche Beschwerden (Schmerzen, Schlafstörungen)
- Geselligkeit (Partys, Familienfeier)
- plötzliches verlangen (beim Anblick eines Biergartens)
- kontrolliert zu trinken

Viele Abhängige haben allerdings verschiedene Risikosituationen. Meist sind es solche, die früher eng mit einer angenehmen Alkoholwirkung verbunden waren.

>>Hier möchte ich erwähnen, das es für mich eine sehr gute Erinnerung gibt. Diese haben die angenehmen Alkoholwirkungen insofern damit verbunden, dass eine frühere Freundin mir helfen wollte, mich vom Alkohol fern zu halten. Ihre Worte sind jetzt GOLD wehrt, welche mir halfen, endlich den Alkohol abzuschreiben. Schon wegen der Worte und die Erinnerungen daran, sowie die lange Zeit der bisherigen Abstinenz"<<
Die harmlosen Entscheidungen

Es ist kein reiner Zufall, wenn man in eine Risikosituation geraten ist. Viele harmlose Entscheidungen gehen davon aus und sehr oft ist es den Betroffenen nicht bewusst, dass er durch Unachtsamkeit und Selbstüberschätzung immer mehr in Gefahr gerät. Die Lebenspartner dagegen sind eher misstrauisch, wenn ein trockener beschließt:
- nicht mehr in die Selbsthilfegruppe zu gehen
- für Gäste größere Mengen Alkohol im Haus hat
- niemandem zu sagen, dass er alkoholabhängig ist
- bestimmte unangenehme Dinge wie früher vor sich her schiebt
- mit seinen früheren Saufkumpanen zusammen ist

Betonend ist, dass er keinen gezielten Rückfall plant. Viel eher ist, dass seine Aufmerksamkeit nachgelassen hat und ungewollt das Risiko eines Rückfalls hervorruft.

Suchtgedächtnisse rosten nicht.

Viele Abstinenzler haben Erinnerungen an das, dass sie einfach wieder getrunken haben und können sich deshalb nicht an das Geschehene erinnern. Wenn einer in diese Risikosituation geraten ist, ist es kein Wunder, wenn das Suchtgedächtnis des Betroffenen wieder aktiv ist. Dann laufen Prozesse im Gehirn und automatisch ab:
- die Wahrnehmung ist auf Suchtmittel und damit auf Gegenstände oder Gerüche fixiert
- der Handlungsspielraum und Problemlösefähigkeiten sind eingeschränkt
- Stimmung und körperlicher Zustand verändert

Selbst, wenn sie von den Veränderungen nichts mitbekommen, konnten doch wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sie es erheblich schwer haben, in der Risikosituation trocken zu bleiben. Andere Betroffene erleben die so genannten Rückfallgedanken. Dort erinnert sich ein Abhängiger an die angenehme Wirkung des Suchtmittels: "Mit Alkohol bin ich...“ Oder die Ausrede für einen Rückfall: "Der Schluck...". Mit solchen Rückfallgedanken ist entschieden häufig das deutliche Verlangen zur Wirkung des Alkohols einhergehend. Annehmende Form des Verlangen kann sein:
- ein unmittelbarer Drang nach Alkohol,der sich durch Speichelfluss, Herzklopfen oder Durstgefühl ausdrückt
- an Entzugserscheinungen körperlicher Reaktion wie Schwitzen oder Zittern
- angenehme Gefühlszustände, als ob man Suchtmittel schon zu sich genommen hat

Viele Betroffene sind dadurch schockiert, durch die auftretenden Rückfallgedanken und das Verlangen nach Suchtmittel. Die Rückfallgefahr wird allerdings weiter erhöht, denn:

Ein Rückfall droht dann, wenn Rückfallgedanken oder Verlangen die Zuversicht des Betroffenen untergraben, auf Dauer ohne Alkohol leben zu können!

Dienstag, 22. November 2011

So veränderte sich mein Leben.

Als ich am 21.01.1994 im Krankenhaus meiner 2.Entgiftung entgegen sah, bekam ich von einer Schwester die Worte: ´Ich mag keine Trinker´, zu hören. Das machte mich stutzig, denn diese Worte waren mir irgendwie einmal zu Ohren gekommen. Sie klangen wie Musik! Dazu kam, dass ich mir siegessicher war, mit den Worten endgültig vom Alkohol wegzukommen. Im Zimmer war keiner weiter und ich hatte zwei Tage Zeit, um diesen Satz ´Ich mag keine Trinker´ zu realisieren. ´Woher kenne ich die Worte! Wer hat sie einmal gesagt´ fragte ich mich immer wieder und überlegte. Am anderen Morgen, dieselbe Schwester brachte mir die Medizin und später Frühstück. Mir fielen die Worte wieder ein und grübelte weiter, wer es gewesen sein kann. Alles hatte ich durchdacht - Familie, Eltern, Verwandte, Freunde und Bekannte. Nicht ein klitzekleiner Tipp hatte mir geholfen und überlegte wieder. Während des Frühstücks ging ich zum Fenster, um es zu öffnen und setzte mich auf die Fensterbank, mit dem Rücken an den Rahmen gelehnt. Draußen war es frisch und ich sah hinunter. Auf der anderen Straßenseite stand ein LKW mit der Aufschrift ´Henning-Transporte´. Ein LKW mit Anhänger, welcher meine Aufmerksamkeit weckte. Den Kaffeetopf in der einen Hand und in der anderen das Brötchen. Gibt es denn keinen Anhaltspunkt? Nochmals durchdachte ich alles Mögliche, um vielleicht die Person zu finden, welcher es gesagt haben könnte. Immer wieder sah ich dabei zu dem LKW. Der Kaffeetopf war leer und holte mir noch den Rest Kaffee aus der Kanne, nahm noch ein Brötchen mit und wollte gerade zum Fenster zurück, da stellte ich den Topf fast zu hart auf den Tisch und rannte zum Fenster. Dabei viel das Brötchen aus dem Fenster, was mir egal war - die Aufschrift hatte es mir auf einmal angetan. Langsam, sehr langsam las ich noch einmal die Worte
- immer wiederholend ´H-e-n-n-i-n-g T-r-a-n-s-p-o-r-t-e´.
Was will diese Aufschrift mir sagen. Was hat dieser Schriftzug mit dem Alkohol zu tun? Das kribbeln im Bauch wurde immer stärker und die Hände zitterten ohnehin, da der Alkohol fehlte. Ich fror am ganzen Körper und konnte mich kaum bewegen. Nicht wegen der Kälte, welche herein kam - wegen der Worte und der Aufschrift. Wie erstarrt las ich immer wieder diesen Schriftzug. Was ist mit mir los? Langsam bekam ich eine leichte Gänsehaut - doch dann war auf einmal alles klar. Ja, nur das kann es sein. Wie aus heiterem Himmel schrie ich laut vor Freude: ´Magitta! ´ und heulte gleichzeitig. Sie war meine erste große Liebe und Verlobte. Sie hatte solche Worte gesagt, jedoch im anderen Sinn - ´Ich will keinen Trinker´. Weinend und mit zitternden Händen setzte ich mich auf das Bett. Die Schwester kam zufällig dazu und fragte, was los sei. Ich stand auf, ging zu ihr, fiel ihr um den Hals und sagte beruhigt: ´Danke! Ich weiß, ab heute trinke ich nie mehr Alkohol. Schon wegen Ihren Worten welche Sie gestern zu mir sagten´ und erzählte kurz, was gewesen war. Begeistert zwinkerte sie mir zu und meinte nur: ´Alles Gute! ´. Doch mit gleichem "Atemzug" entschuldigte sie sich wegen dem Ton, den sie dabei benutzte.
Es wird etwas komisch klingen, dass ich mir so sicher war, vom Alkohol weg zu kommen - doch hatte es mich so sehr bewegt, dass ich es mir geschworen habe.
Es war, als würde die Welt neu erblühen, neu entstehen - für mich jedenfalls. Alle Hoffnungen auf eine schöne Zukunft hatte ich jetzt vor mir und ich wollte diese nie aufgeben. Sie hatte damals immer Bedenken, doch den Grund dafür behalte ich für mich. Ihre Worte waren von jetzt vielem mehr an Gold wert und ich will sie unbedingt umsetzen, koste es, was es wolle. Etwa 25 Jahre brauchte ich dazu, um endlich diese Worte zu finden - ´zu begreifen´. Jetzt kann ich das in die Wahrheit umsetzen, was sie damals so ernst meinte und ich nicht beachtete. Lange grübelte ich noch über alles nach und sah sie gedanklich vor mir, als wolle sie sagen: ´Wird Zeit, dass Du es verstehst! ´. Ich lag auf meinem Bett und war eingeschlafen. Eine Schwester brachte mir die Medizin, welche ich mit Wasser nehmen sollte, doch das Glas wackelte zu sehr, dass ich beide Hände brauchte, um trinken zu können. ´Noch ein Grund mehr, aufzuhören´, dachte ich mir nebenbei und trank das Glas leer. Die Ärztin hatte zur Visite am Montag doch noch Fragen zu meinem Entschluss. ´Sie wollen mit aller Macht das durchsetzen, was Sie der Schwester erzählt haben und sich nur an diesen Satz halten? Da wünsche ich Ihnen wirklich Glück´ und sah mich zweifelnd aber auch etwas lächelnd an. Warum soll das nicht so sein? Wieso zweifelt sie? Weiß sie eigentlich, was wirklich dahinter steckt? Warum ich mich so in den Satz ´verliebt´ habe? Nichts weiß sie und ich halte durch, solange es geht. Wenn ich es nicht schaffe, das Vorhaben durchzusetzen, schreibe ich einhundert DIN-A 4 Seiten ´Ich will keinen Trinker´ mit Kugelschreiber. Da wird schon der Gedanke daran mithelfen, dass ich trocken bleib. Es war jedoch erst der dritte Tag für diesen Entschluss und konnte somit keine weiteren Feststellungen machen, dass es wirklich so bleibt, aber der Wille war da und das zählte. Zudem war ich auch noch unter Aufsicht hier im Krankenhaus.

Heute muss ich doch etwas über diese Zeilen lächeln. `Lang ist’s her! ´, doch leicht war es auch nicht. Manche Tage waren wie verrückt toll nach Alkohol - ich habe meinen Willen in Griff und durchgesetzt. Die Suchtkrankheit bleibt bestehen und ich werde immer dagegen angehen, dass es mich nicht wieder in den Sumpf der Süchte zieht. Doch auch die Zeit heilt eben viele Wunden.

Dienstag, 1. November 2011


Die Tage vergehen und ich denke doch so ab und an noch an "die alten Zeiten" zurück. Ist doch komisch wenn man bedenkt, wie viel man so geraucht hat. Tja, bei mir war auch der Alkohol im Spiel und bin im Januar nun 20 Jahre trocken. Doch ohne Alkohol bin ich mit dem Nikotin weiterhin in einer "Sucht" geblieben. Viele, manchmal leichtsinnige Versuche, mit dem Nikotin aufzuhören versiegten. Schon nach 4 Stunden des Nichtrauchens versagten die Nerven und ich saß wieder mit einer Zigarette da. Ein Versuch war eineinhalb Tag (etwa) und ich freute mich. Doch ein Kumpel, der von meinem Nichtraucher-tun nix wusste, bot mir eine Zigarette an und ich A..... griff zu - brannte sie an und war wieder im Rauch. Naja, die Routine eben.
Doch nun jährt sich meine Nikotinfreie Zeit zum achten Mal am 5. Januar 2014. Es ist eine schöne Zeit bisher und vor allem merke ich eins. Man wird immer "Fetter"! Ich kann es mir immerhin leisten, denn vorher hatte ich bei einer Körpergröße von 1,87m nur 64kg gewogen. Zurzeit wiege ich 85,2 - 87,3 kg. Die Klamotten und Wohnung stinkt nicht mehr nach kaltem Rauch und was das Beste ist - ich renoviere weniger. Die Wände oder Tapete sind nicht vergilbt.

Allen, die das lesen, dürfte das vielleicht ein Ansporn sein, mir doch ein klein bisschen nach zu eifern. Schon deshalb auch des Alkohols wegen. Wer nämlich nicht mehr Rauchen möchte, aber bei einem gemütlichen Abend mit Alk verbringt und zur Zigarette greift ist selber Schuld. Warum?? Nikotin und Alkohol sind doch "die D I C K S T E N Freunde". Vielleicht beobachtet Ihr dass einmal - einer ruft immer nach dem Anderen.

Freitag, 16. September 2011

Ehemaligentreffen

Am 10.09.2011 war ich zum Ehemaligentreffen und war frohen Mutes. So richtig darauf gefreut hatte ich mich schon, nur war ich aus meiner Zeit (30.05. - 23.08.1994) meist der Einzige. Also machte ich mich auf den Weg und musste schon in Bad Liebenwerda einen Parkplatz finden. Doch das ist wie in vielen Städten nicht so einfach, zumal es ja "keine Baustellen" gab. Das Auto stand dann endlich ordentlich geparkt und ich in Richtung Klinik. Ich war es eigentlich immer gewohnt, mich in der Klinik als Besucher oder Teilnehmer zum Treffen anzumelden. Da war aber nix. Im Jahr zuvor war da Hochwasser, welches mit dem in der Lausitz zusammen hing und die Schwarze Elster an der Klinik und im Ort teilweise überschwemmte. So musste man zwangsweise Kreativ alles ändern und verlegte die Anmeldung, Mittagessen und weiteres ins Klubhaus von Bali.
Auf ins Klubhaus - und da kamen einige Erinnerungen dabei auf. In meiner Zeit war ich viele Mal da und hatte mal so richtig "Diniert". Natürlich keinen Alkohol sondern Limonade getrunken. "Eine schöne Zeit" - wusste ich noch, da war ich auch angekommen und blickte mich gleich nach Bekannte Gesichter. Die gibt es aber auch noch aus dem Verwaltungs- und Schwesternbereich und wurde schon von weitem herzlich begrüßt. Auch den Alkomat durfte ich benutzen. Was soll ich da noch sagen? 0,00 Promille ist In! Nach dem Mittagessen ging es noch in die Klinik und nach dem Kaffeetrinken zurück nach Hause.
Es war schön in fast allem. Nur war ich wieder "allein" und von meinen "Leidensgenossen" wurde nichts gesehen. Fazit: Ich war eben wieder mal dabei.

Mittwoch, 10. August 2011

Die Kur in Bad Liebenwerda

Unser Anliegen ist es, Patienten ihren individuellen Weg zur abstinenten Lebensführung zu vermitteln, damit sie wieder ein Leben mit befriedigenden sozialen Bezügen erreichen. Die Rehabilitationsbehandlung ist der dafür beste Weg. Dieser Weg ist keine Erholungskur sondern oftmals ein „Sichauseinandersetzen“ mit schwierigen Themen und Prozessen. Das multiprofessionelle Team unserer Fachklinik steht Ihnen dafür einfühlsam und inhaltlich klar zur Seite.


Bad Liebenwerda liegt inmitten des Naturparks Niederlausitzer Heide im südlichen Brandenburg. Die Stadt ist mit dem Auto etwa 100 Minuten von Berlin, Cottbus, Leipzig und Dresden entfernt, Zuganbindungen bestehen zu Regional- und Fernzügen. Die Psychotherapeutische Klinik steht direkt am Ufer der Schwarzen Elster, nahe dem Kurpark.


Die Klinik verfügt über einen modernen Bettentrakt, der den Patienten eine komfortable Unterbringung in sehr gut ausgestatteten Zweibettzimmern mit dazugehörigem Bad bietet.




Außerdem bieten sich eine Vielzahl räumlicher Möglichkeiten zur Patientenbetreuung, Behandlung sowie zur Freizeitgestaltung an. Dazu gehören freundliche Gruppenräume, Arzt- und Therapiezimmer, eine eigene physikalische Abteilung sowie viele einladend eingerichtete Aufenthalts-, Sitz-, Gesprächs- und Spielmöglichkeiten im gesamten Haus.




Zum Raumangebot gehören ebenso Sport- und Gymnastikräume, die den Patienten auch in der Freizeit zur Verfügung stehen.





Die interne Arbeits- und Werktherapie verfügt über sehr gut ausgestattete Werkräume sowie über Computerarbeitsplätze.






Die direkt an das Ufer der Schwarzen Elster angrenzende Außenanlage bietet weitläufige Grünanlagen sowie ein Sport- und Volleyballfeld.




Eine vor der Entwöhnungstherapie eventuell erforderliche Entzugsbehandlung („Entgiftung“) kann durch uns vermittelt werden. Die Entwöhnung beginnt mit ausführlicher ärztlicher Untersuchung und Diagnostik. Zur von Beginn an startenden körperlichen Rehabilitation können neben Krankengymnastik und Sporttherapie zusätzlich Massagen, medizinische Bäder und Ultraschall eingesetzt werden. Der Fortschritt der seelischen und körperlichen Rehabilitation wird durch wöchentliche Chefarztvisiten begleitet.

Die abgebildeten Personen haben einer Veröffentlichung zugestimmt. Die Rechte liegen bei der Klinik. Verkauf und Missbrauch wird bestraft.



Sonntag, 31. Juli 2011

Mein Leben nach 20 Jahren Abstinenz.


Es ist schon eine Zeit her, dass ich meiner Abstinenz zum Alkohol und mittlerweile auch dem Nikotin treu geblieben bin. Eine Zeit, welche nicht so einfach vorüber gezogen ist. Ich habe Höhen und Tiefen erlebt.


 
Nun, mein Leben ohne Alkohol ist viel besser geworden. Heute sehe ich auch, wie schwer es war, so weit zu kommen. Am besten konnte ich meine Stabilität beweisen, wenn ich zu Geburtstagen oder anderen Feierlichkeiten(z.Bsp). Silvester) war, wo eben Alkohol floss. Ich habe es geschafft, NEIN zu sagen. Das fand ich als bestes Antimittel gegen Alk. Es klappt auch immer. Gut, es gibt Möglichkeiten, anderes auszuprobieren. Viele Wege führen nach Rom, heißt es doch so schön. Meinen Weg bin ich gegangen. Über kleine und große "Stolpersteine" - über Wege, welche mich irreführen sollten. Manchen Ärger aber auch manche Tränen habe ich ohne Alkohol bewältigt und überstanden. Wie weit es so gehen wird weiß ich nicht, aber ich hoffe, dass es noch sehr weit sein wird. Außerdem bin ich jährlich(jeden 2. Samstag im September) zum "Ehemaligentreffen" nach Bad Liebenwerda gefahren, wo ich die Entziehungskur gemacht hatte. Das hat mich immer mehr aufgebaut, dem Alkohol fern zu bleiben. Die ersten Treffen waren noch mit anderen Patienten aus meiner damaligen Gruppe. Doch von Jahr zu Jahr wurde es weniger. Mit der Zeit erfuhr ich, das viele rükfaellig geworden sind - auch nicht mehr unter uns weilen. Schade, dass es soweit kommen musste. Hofft man doch, dass solch eine Entziehungskur jedem hilft, nicht rückfällig zu werden. Leider trifft der Satz: "Sag niemals nie" zu. Auch bei mir kann es wieder auftreten, dem Alkohol gefügig zu werden. Es liegt ganz allein an jedem selbst, wie man das weitere Leben gestaltet. Ich möchte - ich will L E B E N.

Bei Nikotin ist noch nicht all zu lange her, als ich die "Letzte" geraucht hatte. Jedenfalls nicht so lange wie der letzte Tropfen Alkohol getrunken wurde. Das war ein anderer Entzug. Viele sagen, das Alkohol- Entzug schwerer ist. Ich kann dem nicht ganz zustimmen - möchte aber behaupten, dass der Entzug vom Nikotin schwerer war. Bei der Alkohol- Entgiftung im Krankenhaus bekommt man die Kapseln und ich hatte - so zu sagen - keinen Durst auf Alk. Die Entgiftung vom Nikotin habe ich alleine gemacht - ohne Hilfsmittel (Nikotinpflaster, Zyban und ähnl.) und da kam schon mancher Gedanke an die griffbereite Zigarette auf, weiterhin zu rauchen. Ich habe die Zigarette liegen lassen, ich wollte nicht mehr. Immerhin habe ich die letzte Zigarette spontan im Ascher ausgedrückt. Da man aber noch in meiner Nähe rauchte, war ich immer konfrontiert, die Gedanken spielen zu lassen. Ja oder Nein. Wer hier liest, weiß, dass ich N E I N sage und es auch weiterhin tun werde. Einen Zug an solch einem "Glimmstängel" konnte ich mir aber zwischendurch nicht "verkneifen" - doch diesen habe ich schon 1000x bereut. Schon der Gedanke daran, wo ich hier schreibe, bringt in mir ein Gefühl auf, mich übergeben zu müssen. Drei Tage habe ich mich gequält damit, den Geschmack und die Gedanken daran los zu werden.

Ich möchte allen empfehlen, den Alkohol- und Nikotinkonsum eingeschränkt zu gebrauchen. Wie viele sagen sich, mir kann das nicht passieren. Es geht jedoch viel schneller, als man es selbst glauben will. Alkohol und Nikotin sind die dicksten Freunde. Davon weiß ich zu berichten, denn das war mir auch passiert. Erst nach der zweiten Alk- Entgiftung bin ich da, wo ich nun bin. Nikotin ist bei vielen ebenso ein Problem, davon weg zu kommen. Nicht jeder hat solch ein Glück, spontan die Zigarette auszudrucken - einfach so, als wäre es die Einzige im Leben gewesen. Ich wünsche allen das Beste.
Mach was aus dem Leben - aber mach das Richtige!

Mein Leben mit Alkohol

Manchen Tag beginne ich in meinem Leben zu suchen, wo es eigentlich mit dem Alkohol angefangen hat. Die Frage kommt immer wieder. Wann habe ich begonnen zu "saufen"? Wie bin ich dazu gekommen? Hat man mich dazu verleidet? Waren es die falschen Freunde, der gesamte Umgang während der Lehrzeit? Oder war es später?

Meine damalige Freundin Magitta hat mir mit wenigen Worten schon helfen wollen, dass ich Alkohol meide. Sie machte sich Gedanken um mich und den Alkohol - sie wollte verhindern, dass ich einmal trinke. Diese Gedanken waren auch von ihr berechtigt. Wie sollte sie es erfahren, wenn uns etwa 70 Kilometer trennten? Wenn ich ihr jedoch sagte, dass ich etwas getrunken hatte, durfte ich mir einen Satz anhören: " Ich will keinen Trinker"! Waren das schon Vorzeichen, ein Omen, dass ich einmal zur Flasche greife? Hatte sie solche Gedanken? Eigentlich nicht, denn wir beide waren noch zu jung um solche Gedanken an Alkohol zu haben. Verstehen konnte ich sie sehr gut, dass sie sich Gedanken um uns machte. "Ich will keinen Trinker", "Ich will nicht, dass Du trinkst" und wie man diese Worte noch formulieren kann, hörte ich viele Mal von Magitta. Mit Recht? Damals verstand ich den Sinn - aber nicht die Bedeutung und die Auswirkung auf das weitere Leben. Ich sollte die Finger vom Alkohol lassen.
Die Freunde, mit denen ich oftmals zum Tanz war, sind auch nicht mehr da. Ich hatte Abstand von ihnen genommen, denn Freunde und Freunde sind zweierlei und mit jenen konnte es nur noch schlimmer werden. Wie kam es also, dass ich doch dem Alkohol verfiel? Hatte ich nicht auch alkoholfreie Zeiten? Die Gedanken an die PKW- Fahrerlaubnis - waren es nicht unsere Wünsche? Manchmal überlegte ich, dass es besser für mich wäre. Wiederum schlug ich aber alles in den Wind. Ich konnte nur eins haben. Entweder die Fahrerlaubnis oder den Alkohol. Beides zusammen verträgt sich schlecht. Warum habe ich mich für den Alkohol entschieden?
Ich weiß, dass war doch nicht meine Art! Ich wollte meist gleich alles richtig machen, wie mit dem Alkohol. Da war alles ok und der Tag ging prima, nur manche Nacht - oh, war das schlimm. Der nächste Tag war noch schlimmer, dass der Schädel brummte und die Laune auf Null ist. Es war ja nur der Bierrausch und ein, zwei Schnäpslein, oder mehr? Das weiß ich heute nicht mehr. Aber eins war mir klar, ich musste von dem Zeug weg - egal wie - aber weg.
Klar, ist doch einfach. Flasche austrinken, Leergut wegbringen - geht doch! Endlich trinke ich nur noch Alkoholfreie Getränke. Wie lange ich das durch gehalten habe, ist nicht der Rede wert. Meist schon ein paar Stunden, aber dann kam wieder was zum feiern oder ein Kumpel und die Sache war wieder komplett. Alkohol, Alkohol und nochmals Alkohol stand wieder auf der Tagesordnung bis - - ich hatte keine Lust mehr und trank wieder Limonade. Der eklige Nachgeschmack vom Bier am anderen Tag - was erzähle ich das. Weiß doch fast jeder, wie das so ist.
Armeezeit, was war ich da zu spät in der Kaserne! Nie wollte die Kneipe mitgehen und der Weg war soweit! Wenn ich mal im Ausgang zu Hause war, ging alles gut. Eine Flasche Bier schon, aber dann nichts mehr. Wiederum habe ich das anderweitig nachgeholt. Zum Beispiel war ich zum Polterabend bei... nein, keinen Namen, und trank ganz schön. Dafür bekam ich aber ein paar Worte zu hören, welche ich schon kannte. Dieses Mal aber im straffen Ton! "Ich will keinen Trinker!". Ich hatte es mir vorgenommen und versprochen, nie wieder so zu trinken. Nur ein Bier, sonst nichts! Da ich aber noch Soldat war, war das im nächsten Ausgang schon wieder vergessen. Viele mal bin ich mit anderen in die Kneipe, um die Armee für kurze Zeit zu vergessen. Jedes Mal, wenn ich im Rausch war, vergaß ich alles um mich. Vergessen war, was ich versprochen hatte. Vergessen war, was ich nicht sollte.
Alkohol ist doch eine verrückte Sache, die man erst begreift, wenn es zu spät ist. Manche meinen, dass es schon schön ist, einen "kleinen Affen" zu haben. Trotzdem würde ich jedem davon abraten. Warum? Schon kleine Mengen haben viele in den Alkoholismus getrieben. Auch dann, wenn sie es nicht wollten. Ich hatte immer wieder eins gewollt, weg vom Alk. Es ist mir nicht gelungen. Und wenn doch, war es nicht lange. Wenn es auch nur eine Flasche war, aber ich trank Alkohol und diese Flasche war schon zu viel. Manche guten Vorsätze habe ich in den Wind geschlagen. Wie oft habe ich mir gesagt: "Ab 1.1... trinkst Du nichts mehr", "Nach der Feier höre ich auf mit dem Alkohol", "Morgen wird nicht mehr getrunken". Geht nicht! Das Zittern ist erst nach der nächsten Flasche Bier oder dem Glas Schnaps am abklingen, aber nicht weg. Dann braucht der Körper erst wieder die richtige Menge, damit dann die ruhige Hand da ist. Das sind die ersten Anzeichen für eine Behandlung. Ich kenne es sehr gut und ich weiß, wie ich mich verhalten habe. Schnell kommt der nächste Geburtstag oder ein anderer "Feiertag", wo wieder zugeprostet wird und noch mal und wieder.
Nie hatte ich glauben wollen, dass ich mal so tief falle. "Nein, ich bin kein Trinker!" dachte ich und musste das Gegenteil feststellen. Mein Problem bestand eigentlich nicht so im Offiziellen, denn mein Bier trank ich zu Hause.
Die Zeit
des Entzuges im Krankenhaus werde ich nicht noch einmal erzählen, denn das habe ich schon erwähnt. Die Ereignisse jedoch vergesse ich nie, zumal schon der Gedanke an den Satz "Ich will keinen Trinker" alles sagt. Ich habe viel durchmachen müssen, Erinnerungen wach gerüttelt und das gefunden, wie ich vom Alkohol weg komme - dass war schon die Mühe wert. Jetzt habe ich das wieder, was ich ein viertel Jahrhundert nicht mehr kannte. Das, was mir Magitta ins Gewissen reden und ich nicht begreifen wollte. Das, womit sie es immer gut meinte und mahnte. Das, wo ich heute weiß, ein besseres, gesünderes Leben führen zu können. Ich weiß auch, dass man aus Fehlern lernt. Dafür aber ist es manchmal zu spät. Reue ist zermürbend und geht ans Gemüt, doch wer nicht hören will, muss fühlen. Meine Gedanken an die Vergangenheit und die Zeit mit Alkohol ist nicht miteinander zu vergleichen. Es sind zwei Dinge, welche gegeneinander stehen. Niemand soll behaupten, ich würde beides vereinen, nur weil es hier so geschrieben steht. Nein, das Problem Alkohol ist ganz allein meine Sache, wobei die andere Seite mir nur helfen wollte.
Ich bin stolz auf diese Worte, welche mir seit dem 21.01.1994 geholfen hat, meine Trockenheit zu behalten. Seit diesem Zeitpunkt trinke ich keinen Tropfen Alkohol mehr, war zur Entziehungskur in Bad Liebenwerda, wo ich jährlich im September zum Ehemaligentreffen dabei bin. Doch auch kleine Erinnerungen kommen auf, welche mir erst recht helfen, meinen Willen zur Trockenheit durchzusetzen. Das ist ein Grund mehr, immer und immer wieder an die Worte von damals zu glauben.


Nicht alles ist vergänglich - die Wahrheit bleibt.